Coffee News @ a new glance

Pionierin im Kaffeegeschäft

Dem New Yorker Bettler müßte Vanessa Kullmann auf ewig dankbar sein. Als die damals 24jährige vor zehn Jahren herüber zur Starbucks-Filiale schlendert, um wie fast jeden Mittag für sich und ihre Kollegen Kaffee im Pappbecher zu besorgen, steht in der Schlange vor ihr zufällig der US-Star Harrison Ford. Hinter ihr steht der Bettler, der sich gemütlich die Schuhe auszieht, sich, wie Kullmann beschreibt, “ganz zu Hause fühlte”. Noch ein Jahrzehnt später ist die Frau mit dem streng zurückgebundenen braunen Haar ganz begeistert von dieser “neutralen Atmosphäre” amerikanischer Kaffeebars, dieser angenehm anonymen Zone, in der Stars ihren Kaffee schlürfen, ebenso wie normale Leute oder solche, die sich auf der Verliererseite des Lebens fühlen. “Ein Bettler, ein Filmstar und ich mittendrin, das war eine tolle Atmosphäre”, sagt sie . “Da dachte ich mir, wenn ich Kaffee zu Hause für meine Leute machen kann, warum nicht auch für Kunden?”

Bislang hatte es keiner gewagt, den an Filterkaffee in Porzellantassen gewöhnten Deutschen Milchkaffee aus plastikbedeckelten Pappbechern mit Saugöffnung vorzusetzen. Doch Kullmanns Geschäftsidee schlägt Wellen, verändert die Kaffeekultur einer ganzen Nation: Heute überziehen Hunderte Coffeebars das Land – und aus den paar Kilo Kaffeebohnen, die Kullmann 1997 durch die Espressomaschine ihres ersten Coffeeshops jagte, sind im Laufe der Zeit mehr als 30 Tonnen pro Jahr geworden.

In der Tat ist der “Balzac Coffee Store”, wie Kullmann ihre erste Kaffeebar in den Hamburger Colonaden taufte, inzwischen zu einer schlagkräftigen Kette herangereift: Mit 350 Mitarbeitern macht die Unternehmerin heute knapp zwölf Millionen Euro Umsatz; mit 27 Bars hat sie es zur viertgrößten “Coffee to go”-Kette Deutschlands gebracht. “Innerlich hatte ich zu Beginn sicher den Traum, daß aus meiner Idee etwas ganz Großes wird”, sagt sie. “Praktisch habe ich aber nicht weiter gedacht als bis zur Eröffnung des ersten Ladens.”

Dass ausgerechnet der französische Schriftsteller Honoré de Balzac zum Namensgeber der Kette wurde und sich heute mit dem bizarren “Balzac-Coffee”-Logo (ein Engel auf einem Roller) ins Gedächtnis der Kunden fräst, hat dabei weniger mit seinen literarischen Qualitäten zu tun als mit seiner Schwäche für Kaffee. Bis zu 40 Tassen soll der Romancier pro Tag getrunken haben. “Ein Freund hatte mir erzählt, daß Balzac ein großer Kaffeeliebhaber war, das fand ich sehr passend”, sagt sie.

Als sie 1996 von New York aus die Eröffnung ihrer ersten Filiale vorantreibt, setzt sie sich an die Spitze einer Welle, die in den USA schon seit Jahren schwappte, Deutschland jedoch noch nicht erreicht hatte. Selbst der mächtige Marktführer Starbucks ist zunächst zögerlich, erst 2002 wagt er den Sprung nach Deutschland: Der Markt gilt als schwierig, die Filterkaffee- und Frühstückstradition der Deutschen als zu stark, als daß man sich Chancen erhofft, Kunden in großer Zahl weg vom heimischen Kaffeetisch und rein in die Sessel öffentlicher Coffeeshops zu locken. “Kullmann hat sich mit Geschick durchgesetzt”, sagt Sabine Jürgenmeier, Chefredakteurin der Fachzeitschrift “Coffeeshop”. “Sie hat viel gelernt, auch viel lernen müssen.”

Frustrationen gibt es dennoch. Gemeinsam mit ihrer Schwester, die auch heute noch Gesellschafterin des Unternehmens ist, gelingt es der Hamburgerin zwar recht schnell, die Deutsche Ausgleichsbank von einem 150 000-Mark-Darlehen zu überzeugen. Doch zunächst verzweifelt sie an der Basis ihres Geschäfts: Der Versuch, der Espressomaschine, die sie zu Übungszwecken in den Waschkeller ihrer Eltern stellt, einen vorzeigbaren Espresso zu entlocken, treibt sie zur Verzweiflung. Ein, zwei Wochen übt sie, doch das Resultat ist “eine totale Katastrophe”. Kullmann bleibt dabei, aufgeben sollen andere

The microbiological quality is controlled in accordance with Ph. but is proposed as a non-routine method.oxide (NO) acts as a physiological mediator, activating the tadalafil.

. Mühsam fuchst sie sich ein in die Kunst des Espressokochens, morgens früh fährt sie mit ihrer einzigen Hilfskraft zum Großmarkt in Hamburg, um dort für den Sandwichbelag einzukaufen, schmiert Stullen, zieht Espresso, ist 16 Stunden am Tag auf den Beinen. “Mein Anspruch war damals, jeden Kunden selber glücklich zu machen”, sagt sie.

Heute, da die Unternehmerin des Jahres 2006 (Veuve Cliquot) ein kleines Kaffeebar-Imperium kontrollieren muß, ist für Tresenarbeit kein Platz mehr. “Der Kontakt zu den Kunden fehlt mir, und das tut mir eigentlich leid.” Arbeit gibt es zuhauf, die Expansion fordert ihre ganze Kraft. Mit den Jahren ist das Feld enger geworden: Deutschlandweit liefern sich Balzac, Starbucks, Tchibo und Co. einen Kampf um die besten Lagen, selbst in die deutsche Provinz ist der Boom rübergeschwappt. Rund 800 Coffeeshops gibt es heute, allein 2005 kamen 80 Neueröffnungen hinzu. “Ich will weiter wachsen”, sagt sie, ohne aber eine detaillierte Prognose abzugeben. “Es geht nicht darum, die größte, sondern eine gute Kette zu sein.” Ob sie irgendwann sogar den Sprung aus Deutschland heraus wagen wird, läßt die Managerin offen. Denn zumindest ein Stückchen der amerikanischen Lebenskultur, die sie so schätzt, hat sie sich mit ihren Coffeeshops in der eigenen Heimat geschaffen. Darüber hinaus nutzt sie auch privat immer wieder die Chance, in die Vereinigten Staaten zu jetten: Ihr Freund, ein Drehbuchautor, ist Amerikaner. Und so könnte sie womöglich eines Tages den Bettler wiedertreffen – der kaum wissen dürfte, was er mit seinen ausgezogenen Schuhen so alles in Bewegung gesetzt hat.

Quelle: www.wams.de

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