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“Caféklatsch” unter Bankentürmen

Erst mal einen Kaffee. Egal, ob dieser Stoßseufzer morgens, mittags oder abends kommt: Im Schatten der Frankfurter Bankentürme gibt es genug Orte zum Entspannen. Vom plüschigen Traditionscafé über angesagte Coffee-Shops bis zu super gestylten Läden reicht das Angebot. Die Frankfurter Kaffeehaus-Kultur wird in einem Buch unter dem Titel “Caféklatsch. Gäste, Macher, Lebenskünstler” in vielen Facetten dargestellt . Autor Thorben Leo und Fotografin Angelika Zinzow stellen Orte und Menschen vor, die sich gerne mit dem Muntermacher beschäftigen. Die 34 Jahre alte Alexandra Boselli hat das Heißgetränk zu ihrem Arbeitsinhalt gemacht. Sie schäumt im traditionsreichen “Wacker´s Kaffee Geschäft” in der Innenstadt auf. Als Barista (Italienisch: Kaffeezubereiterin) lässt sie dort Milchschaum in Cappuccino-Tassen laufen und plaudert dabei über den Weg zum perfekten Kaffee- und Espressogenuss. Und das mit viel Sachkenntnis, denn schließlich hat sie 2002 den zweiten Platz bei der deutschen Barista-Meisterschaft geholt. Zu den Traditionalisten gehören neben Wacker auch Häuser wie das “Café am Liebfrauenberg” oder das “Alte Café Schneider”, in dem schon die 1957 ermordete Edel-Prostituierte Rosemarie Nitribitt verkehrte. “Sie saß immer an Tisch eins”, weiß das aufwendig gestaltete Buch zu erzählen. Heute sitzt da gelegentlich die Travestie-Diva Bäppi la Belle und ergötzt sich – oft unter skeptischen Blicken der vornehmlich älteren anderen Gäste – an der hausgemachten Trüffelsahnetorte. Auch die Bethmännchen, eine Frankfurter Spezialität, sind hier sehr beliebt. Jeden Tag gegen neun Uhr morgens startet Anya Jwobi ihre Kaffeemaschine. Im kleinsten Café der Stadt, “Liebesdienste” in Sachsenhausen, wird aber nicht nur Cappuccino, Espresso oder Latte Macchiato geboten. Vielmehr ist der Laden Frankfurts erster Friseur-Coffeeshop, denn neben den Kaffeetassen und Kuchen bietet Anyas Freund Oliver Metzler seine Haarschneide- und Frisierkünste an. Der ideale Ort für Klatsch und Tratsch aus der Frankfurter Szene also. Das Naschwerk von “Liebesdienste” stammt stets von Nachbarn. Die gelernte Heilpraktikerin Anya hatte nämlich einfach mal einen Zettel aufgehängt: “Wer backt gerne Kuchen?” Sie erhält seitdem die frischen Lieferungen aus der Umgebung. Absolut cool geht es bei Thomas Klüber zu: Der 40-Jährige hat mit seinem “Walden” ein Café geschaffen, das bis in die Nacht hinein geöffnet ist und zu dem ein Stockwerk höher auch eine Bar gehört. Im “Walden” schauen manche Gäste zuerst etwas irritiert, wenn sie das kühle, fast schmucklose Design sehen – ein Riesenunterschied zu roten Biedermeiersesseln und Kronleuchtern. Klüber findet es lustig, zu beobachten, wie die Leute dann “ganz vorsichtig den weißen Fliesenboden betreten”. Nichts Überflüssiges gebe es bei ihm: “Durch den puristischen Stil soll der Mensch wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen.” Auch die amerikanische Interpretation der italienischen Kaffeebar fehlt nicht in dem Buch: Bei “Starbucks” in der Freßgass´ schlürfen Banker, Studenten, Senioren und shoppende Damen aromatisierte Kaffee-Spezialitäten und mögen dazu Muffins und Bagels. Bei gutem Wetter natürlich auch mitten im Straßentreiben. Angelika Zinzow/Thorben Leo: Frankfurter Caféklatsch, unter Mitarbeit von Nicole Hoehne und Michael Behrendt, Cocon-Verlag Hanau 2005, 136 Seiten, 24,80Euro

Quelle: Allgemeine Zeitung.de

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