Jamaica Blue Mountain Kaffee

Wenn Sie etwa US $ 110 besitzen und Sie nicht wissen, was Sie damit machen sollen, wäre eine gute Alternative die Investition in ein Kilo echten Jamaica Blue Mountain Kaffees. Ob dieser dem Preis, dem anerkannte Qualität und das klassische Verhältnis von Angebot und Nachfrage zugrunde liegen, gerecht wird, müssen Sie entscheiden. Wie dieser jamaikanische Kaffee tatsächlich diesen bemerkenswerten Status erreicht hat – trotz eines Preises der fünfzehn- bis zwanzigmal höher ist als der jener Kaffeesorten, die uns sonst als die Besten angepriesen werden – ist eine gleich wundersame wie aufregende Geschichte.

Alles fand bereits 1723 mit dem Kaffeeanbau in Jamaika seinen Anfang – nur ein paar Jahre nachdem die Kaffeepflanze am amerikanischen Kontinent gelandet ist. Obwohl, der eigentliche Beginn vollzog sich 1780 nach der Sklavenrebellion der Nachbarinsel Haiti. Bereits im Jahre 1814 erreichte die Produktion in Jamaika ihren Höhepunkt mit einem Umfang von 20 Millionen Kilo – zwölfmal mehr als Jamaika jetzt in einem durchschnittlichen Jahr produziert. Wenn Sie jedoch die jamaikanische Topografie und die mangelnde Infrastruktur in Betracht ziehen, haben selbst die Mengen von heute trotz allem eine noch beeindruckendere Wirkung.

Anfang des 19. Jahrhunderts war Jamaika eine der weltweit führenden Kaffeenationen. Sämtliche Produktionsprozesse wurden händisch durchgeführt und der Kaffee wurde hauptsächlich auf der Schulter oder dem Esel vom Landesinneren an die Küste transportiert, was natürlich billige und zahlreiche Arbeitskräfte erforderte. Als die Sklaverei schließlich verboten wurde, reduzierte sich folglich die Anzahl der Plantagen. Jedoch ließen sich die befreiten Sklaven in unabhängigen kleinen Besitzungen nieder und begannen, selbst Kaffee zu kultivieren, so wie viele ihrer Nachfahren das heute noch sehr erfolgreich praktizieren.

Der Kaffee und das königliche Haus
Es ist schwierig als jamaikanischer Kaffeeanbauer nicht erfolgreich zu sein. Die Kaffeepflanze, deren Bohnen verarbeitet werden, ist die allseits bewunderte „Typica“. Die Höhe, die Temperatur, der Regen und die Luftfeuchtigkeit, der außergewöhnlich reiche Boden und das abfließende Regenwasser der steilen Berghänge sind bestimmend für den Anbau von hoch qualitativem Kaffee. Grundsätzlich verbessert sich der volle Geschmack des Kaffees mit zunehmender Höhe und es gibt kaum Gebiete, wenn überhaupt, wo Kaffee in ähnlichen Höhen produziert wird wie in den Blauen Bergen von Jamaika.

Trotz der exzellenten geographischen Voraussetzungen haben es die Jamaikaner geschafft, ihren Vorteil nicht zu nutzen; insofern als dass der größte Importeur, Kanada, sich 1943 weigerte, weiterhin Kaffee aus Jamaika zu kaufen, es sei denn man verbesserte den Ernteablauf, die Verarbeitung, den Mahlvorgang und die Lagerung. Dieser Boykott war einer der schicksalhaftesten Momente in der Geschichte des jamaikanischen Kaffees, da es zur Gründung einer staatlichen Organisation namens „The Central Coffee Clearing House“ führte. Die Aufgabe dieser Organisation bestand darin, Qualitätssiegel und Exportlizenzen jeglichen Kaffees der zum Export bestimmt war, zu prüfen, zu beurteilen und zu bewerten.

Der Einfluss Englands auf und in Jamaika war über Jahrhunderte hinweg sehr groß – in der Rolle des Sklavenbesitzers, der Kolonialmacht, als Begründer von Nationen, als Ausbeuter und Partner und jetzt als Commonwealth Mitglied . (Diese historischen Kontraste sind frappierend.) Während des 19. Jahrhunderts wurde der jamaikanische Kaffee eines der beliebtesten Getränke des Englischen Hofs – vorausgesetzt man war nicht gerade dabei Tee zu trinken oder anderen Genüssen in fester oder flüssiger Form zu frönen. Diesbezüglich galten Queen Victoria und ihr Sohn Edward VII als die besten Vorbilder und somit hatte der Rest des Hofs keine andere Alternative als ihrem Beispiel zu folgen.
Zur selben Zeit empfand eine andere Tee-trinkende Nation, Japan, mehr oder weniger bedingungslose Bewunderung für jegliches Geschehen des Englischen Hofs. Folglich begann der jamaikanische Kaffee auch Schritt für Schritt Japan zu erobern – von der obersten Eliteschicht bis hin zur untersten Klasse. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm in Japan der Erfolg des Kaffees so wie viele andere Dinge ein jähes und schmerzliches Ende. Der Kaffee, der schließlich nach Japan exportiert wurde, war von so schlechter Qualität, dass man ihn heute nicht als Kaffee erkennen würde, selbst wenn man ihn frisch brühe. Als der Handel wieder liberalisiert wurde, existierte einzig und allein die Erinnerung an den Jamaica Blue Mountain Kaffee, was die japanische Elitegesellschaft wieder zum Kaffeekauf motivierte.
Der Jamaica Blue Mountain Kaffee wurde zu einer Ikone und der Genuss eines solchen Kaffees galt als Symbol des gesellschaftlichen Erfolges und Wohlstandes. In anderen Worten: Kurze Zeit später wurden 90 % des gesamten Jamaica Blue Mountain Kaffees nach Japan exportiert… was mehr oder weniger bis heute der Fall ist.

James Bond
Das System der staatlichen Qualitätsprüfung, später auch „Coffee Industry Board“ genannt, hatte Export- und Marketingprogramme und Zertifikate eingeführt und lieferte gute Resultate bezüglich der Qualität. Der Kaffee wurde somit auch eine wichtige und feste Export-Einnahmensquelle für die neue, unabhängige Nation Jamaika. Die Institution wurde nicht nur ein Zentrum, das für Qualität stand, sondern auch ein Machtzentrum. Es gibt kaum Orte, wo goldene Halsketten dicker und die Arroganz größer war als in den obersten Managementreihen der jamaikanischen Organisation „The Coffee Industry Board“. In der Geschichte gibt es einen einzigartigen Marketing-Gag, der viel zur Steigerung des Bekanntheitsgrades des Jamaica Blue Mountain Kaffees beigetragen hat. Alle unter uns, denen James Bond ein Begriff ist, werden sich an den ersten Film mit Dr. No erinnern, in dem James Bond nach einer Reihe höchst erfolgreicher Anstrengungen anstelle seines gewohnten Vodka-Martini ausdrücklich einen Bollinger 53 und eine Tasse Jamaica Blue Mountain Kaffee bestellt.

Nicht jeder Kaffee der auf der Insel wächst, ist Blue Mountain. Soll der Kaffee in diese Kategorie fallen, muss er innerhalb eines streng vorgegebenen geographischen Gebiets gepflanzt werden. Außerdem muss er den scharfen Augen der Qualitätskontrolleure des Coffee Boards Stand halten. Entspricht der Kaffee diesen Kriterien, darf man ihn in eine versiegeltes Paket packen und erhält ein Zertifikat, das die Reinheit und Echtheit der Kaffeebohnen bestätigt. Bewegt sich der Kaffee jedoch außerhalb dieses streng definierten Anbaugebiets, fällst er wahrscheinlich entweder unter die Kategorie High Mountain Supreme oder unter Jamaica Prime… Kaffee mit guter Qualität, aber nicht demselben unvergleichlichen Ruf und der hohen Bereitschaft der Kunden einen immensen Preis zu zahlen.

Es ist selbsterklärend, dass der hohe Preis und der hohe Standard des echten Jamaica Blue Mountain Kaffees schwache Seelen leicht in Versuchung führen kann, diesen Namen zu missbrauchen und auszuschlachten. Die gängigste Methode ist dabei, den Kaffee mit etwas anderem mischen und dieses Gemisch als „Jamaica Blue Coffee Blend“ zu präsentieren – mit „blend“ in kleinen Buchstaben auf dem Etikett, zusammen mit der ungenaue Anzahl an Bohnen. In Japan gibt es dafür strenge Regeln und Vorschriften insofern als dass ein „blend“ mindestens 30 % des angegebenen Kaffees im Endprodukt beinhalten muss. Die Regeln geben jedoch nicht an, auf welche Art des Jamaica Blue Mountain sich bezieht oder woraus die restlichen 70 % bestehen sollen. Unglücklicherweise gibt es in anderen Ländern nicht einmal vergleichbare Vorschriften. Deshalb sei Vorsicht geboten, wenn man einen Jamaica Blue Mountain Blend zu einem Spottpreis erweben könnte. Aber Gott sei Dank gibt es ja den echten Jamaica Kaffee, geröstet und gebraut nach dem Originalrezept!

Die Rechte für den Kaffee
In Jamaica wurden Stimmen laut, dass die Organisation „Coffee Board“ sowohl als gesetzgebendes als auch prüfendes und kontrollierendes Organ zu mächtig wurde. Deshalb teilte man die Organisation in kleinere Einheiten, die ihre eigenen Aufgaben besaßen. Weiters wurde kritisiert, dass nun das alleinige Ziel der Kaffeebauern und -hersteller das positive Ergebnis der Qualitätskontrollen war und ihr Augenmerk nicht mehr darauf lag, den besten Kaffee zu produzieren, der an die jeweiligen klimatischen und geographischen Gegebenheiten angepasst sein sollte. Die Folge war, dass sich die Qualität einiger Kaffeesorten schrittweise verschlechterte; und da aber große japanische Abnehmer 90 % der gesamten Ernte ohnehin ohne viele Fragen zu stellen erwerben, führte dies zu einem weiteren Qualitätsrückgang. Diese Entwicklung hat zu großem Unmut unter jenen Kaffeeanbauern geführt, die die hohen Qualitätsauflagen strickt einhielten. Bald wurde es offensichtlich, dass sie nicht nur Jamaica Blue Mountain Kaffee verkaufen wollten, sondern auch die Absicht hatten, ihren eigenen Handelsnamen zu führen. Nach anfänglich starkem Widerstand der Verwaltungsorgane wurde den Forderungen versuchsweise im Jahr 1997 nachgegeben. Dies löste in weiterer Folge Intrigen, Machtkämpfen, politischen Ungereimtheiten und sogar einen bislang ungelösten Mordfall aus. Das Ende dieser Vorfälle bedeutete für die einen, nämlich jene die den Qualitätsbestimmungen gerecht wurden, dass sie von einem profitablen Absatzmarkt profitieren konnten, und für die anderen, dass sie ihre Anbautechniken verbessern mussten.

Der Name Blue Mountain kommt von dem Phänomen, dass wenn man aus weiter Distanz auf einen hohen Berg blickt, der Berg blau erscheint.

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